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Weit entfernt vom Prachtboulevard

| Presse Aktuelles 

Auch knapp vier Monate nach Eröffnung der verkehrsberuhigten Friedrichstraße schlägt das Thema noch hohe Wellen in der Stadt. Was der Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen aufstößt: Noch immer gibt es zu viel motorisierten Durchgangsverkehr.

„Es ist schön zu sehen, wie sich die Bewegungsfreiheit für Fußgänger durch das Abschalten der Ampeln und die Zebrastreifen verbessert hat“, sagt Fraktionsvorsitzende Anna Hochmuth. Durch die neue Aufteilung der Straße seien die Flächen gerechter unter den Verkehrsteilnehmenden verteilt worden und bei Tempo 20 könne der Radverkehr gut auf der Straße „mitschwimmen“.

„Es macht richtig Spaß, mit dem Fahrrad auf der glatten Fahrbahn zu rollen und keinen Slalom um die Fußgänger:innen zu fahren“, findet ihre Stellvertreterin Christine Heimpel. Klar müsse man hin und wieder hinter einem Bus warten, aber insgesamt hätte sich die Situation für den Radverkehr verbessert.

Wie bereits lange vor der Freigabe der neuen B31 angeregt, spricht sich die Grünen-Fraktion nach wie vor für eine Durchfahrtsperre im Bereich der Einmündung Metzstraße/Fußgängerzone aus. Wichtig zu erwähnen: „Es soll nur die Durchfahrt, nicht die Einfahrt unterbunden werden“, betonen die Grünen.

„Wir haben die Fischbacher Senke geopfert, um den Verkehr in der Stadt zu reduzieren. Was dabei rausgekommen ist, ist zu wenig. Das kann man nicht schönreden“, sagt Stadtrat Walter Zacke, der seit 20 Jahren verkehrspolitisch aktiv ist. Um in den politischen Gremien fundiert diskutieren zu können, wünscht er sich, dass zusätzlich zur durchgeführten Verkehrszählung, die Verkehrsteilnehmer:innen nach Startort und Ziel befragt werden.

Die Parkhäuser sind auch bei einer Durchfahrtsperre erreichbar: Aus Richtung Eriskirch ist man schnell im Altstadt-Parkhaus, aus Richtung Fischbach/Meersburg kann man weiterhin ins Parkhaus am See einfahren.

Um den Kfz-Verkehr auf der Friedrichstraße zu reduzieren, müsse bereits in der Zeppelinstraße angefangen werden. „Die Ampel am Landratsamt steht stadteinwärts permanent auf Grün, das verleitet zum Durchfahren“, kritisiert Stadträtin Regine Ankermann.

Dem Argument der Einzelhändler:innen, dass viele Kund:innen mit dem Pkw aus dem Umland kommen, stimmen die Grünen zu. Deshalb soll der Quell-Ziel-Verkehr weiterhin seine Berechtigung haben. „Wir sind dafür, dass die Menschen, die ins Parkhaus oder zu ihrem privaten Stellplatz wollen, weiterhin wie gehabt in die Stadt einfahren und dort parken dürfen. Wir wollen lediglich die Durchfahrt unterbinden und so überflüssigen Verkehr von der Friedrichstraße fernhalten“, so die einhellige Meinung.

Die Fraktionsmitglieder haben durchaus Verständnis für die Pkw-Fahrer:innen, die aus Gewohnheit oder auch Bequemlichkeit die Friedrichstraße weiter nutzen wollen. „Eine Mobilitätswende kann allerdings nur gelingen, wenn jeder etwas dafür tut. „So wie die Straße sich jetzt präsentiert, sind wir von einem Prachtboulevard, wie ursprünglich geplant, weit entfernt“, sind sich die Grünen einig.

Dass veränderte Verkehrsführungen auf Protest stoßen, ist erfahrungsgemäß immer so, wenn man Althergebrachtes in Frage stellt. „Nur, wenn wir gemeinsam den Mut für eine Veränderung haben, kann etwas Neues und in unseren Augen etwas Besseres entstehen“, sagt Anna Hochmuth. „Noch nie war das Umsteigen auf den ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) so einfach wie heute“, sagt die Fraktionsvorsitzende mit Verweis auf das dichte Busnetz und die enge Vertaktung in Friedrichshafen und seinen Ortschaften.

Dass eine Beruhigung der Friedrichstraße Auswirkungen auf andere Straßen hat, hat die Fraktion auf dem Schirm. „Wir schlagen eine Verkehrsbeobachtung in den umliegenden Straßen vor, um nach einer Probephase eventuell nachjustieren zu können“, sagt Stadtrat Ulrich Heliosch.

 

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Fstraße-Zebrastreifen.jpg
Die Grünen-Fraktion – im Bild die Stadträtinnen Dagmar Mader, Anna Hochmuth und Christine Heimpel (von links) – weiß die Zebrastreifen auf der Friedrichstraße sehr zu schätzen.