„Wir gehen spannenden Zeiten entgegen“, sagte Referentin Nicole Pfoser einen Wandel in der Architektur und Baukultur voraus. Während in den 1950er-Jahren alles „sauber und rein“ sein sollte, wurden aufkommende Begrünungen in den 1970er-Jahren einzelnen „Spinnern“ zugeschrieben. Jetzt rückten mehr und mehr die Vorteile von Begrünungen in den Vordergrund. „Die Zeit ist reif für mehr Grün in der Stadt“, fand Grünen-Stadtrat Ulrich Heliosch, der die Veranstaltung moderierte.
In ihrem Vortrag, für Fachleute informativ und zudem für Laien verständlich, nahm Landschaftsarchitektin Nicole Pfoser das Publikum mit auf eine Reise in einige Städte Europas. Dabei erfuhren die Zuhörer, dass in der Münchner Innenstadt auf dem Dach gegärtnert wird, grüne Fassaden in Paris die Passanten nachhaltig beeindrucken und ein Behördenaltbau in Wien durch eine begrünte Fassade besser gedämmt ist. Mooswände im öffentlichen Raum seien gar in der Lage, Feinstaub zu verstoffwechseln. Von Efeu und Blauregen riet sie ab, weil dadurch Schäden entstehen könnten. Stattdessen gebe es 65 Pflanzen, die sich für eine Begrünung eigneten.
Auch Dächer bieten Möglichkeiten, die Stadt zu begrünen und so das Stadtklima zu verbessern. Während Gründächer nie heißer als die Umgebungstemperatur werden, heizen sich Bitumendächer extrem auf und strahlen die Wärme an die Umgebung ab. „Diese Hitze müsste gar nicht entstehen“, erklärte Pfoser. „Außerdem sind begrünte Dächer vor Wetterextremen wie Hagel oder Kälte geschützt und halten länger.“ Weiterer Vorteil: Die Vegetation hält das Niederschlagswasser zurück, sodass es bei Starkregen erst verzögert in die Kanalisation fließt.
Sowohl Fassaden als auch Dächer seien durch eine Begrünung vor UV-Strahlen und Wetterereignissen geschützt und länger haltbar. Bedenken, es entstünden hohe Kosten, ließ die Fachfrau nicht gelten und hatte ein anschauliches Rechenbeispiel dabei.
Im zweiten Teil des Abends stellte Naomi Barker von der Abteilung Umwelt im Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt, das Förderprogramm „Mehr Natur in Friedrichshafen“ vor, für das die Stadt seit April Fördergelder bereitstellt. Im Anschluss nahmen sich die Referentinnen Zeit, alle Fragen der Besucher zu beantworten.
Interessante Links
Veröffentlichungen zum kostenfreien Download:
• Leitfaden Gebäude, Begrünung Energie
• Dissertation Nicole Pfoser "Fassade und Pflanze"
• Gutachten Fassadenbegrünung
• Leitfaden Dachbegrünung mit B-Plan-Festsetzungen
• Quantifizierung wandgebundener Begrünungen
Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. hat verschiedene Publikationen zum Thema Gebäudebegrünung herausgegeben. Unter anderem den Leitfaden „Gebäude, Begrünung, Energie“